Das Leben ist ein Wahlabend

Das ist hier nicht der Ort, um die Bundestagswahlen zu analysieren, da sind andere berufener. Eines aber hat mich doch berührt: wie Sieger und Verlierer ganz ungewohnt körperlich wurden und etwas aufblitzte von dem, was sie hoffentlich wenigstens privat zeigen können. Angelas Gesicht leuchtete und sie wurde richtig liebenswert am Abend ihres Triumphs. Da stand beinahe ein junges Mädchen und strahlte.

Ganz anders die Verlierer von der FDP. Ist bei Rainer Brüderle nach 30 Jahren Politik vielleicht schon nichts mehr zu retten, kann man Philipp Rösler dabei beobachten, wie er sich mühsam zusammenhält. Äusserlich zwar unbewegt, sieht jeder, wie es in ihm arbeitet. Heult er gleich oder wird er gewalttätig? Beides scheint gleichermassen möglich wie unmöglich. Das zu sehen hat etwas davon, einem Tierversuch beizuwohnen. Das Traurige ist, dass es sich dabei ja um eine Verwechslung handelt: keinesfalls wählt man wirklich ein Programm, eine politische Agenda, man wählt Menschen und je mehr Ecken und Kanten die sich abschleifen lassen, desto weniger interessant wird die Politik. Sicherlich ein Grund für Angies Erfolg: Sie ist nicht nur die erste Kanzlerin, sondern auch der erste Regierungschef nach Brandt mit Kosenamen und man sieht den Menschen hinter dem Panzer – oder der Panzer ist uns von unseren Mütter, Tanten, etc. vertraut.

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