Archiv der Kategorie: Literatur

Wilhelm Reich für Anfänger

Wenn es im deutschsprachigen Raum jemand gibt, der sich um das Verständnis von Wilhelm Reich verdient gemacht hat und zwar in allen seinen Aspekten, dann gehört dazu sicherlich Bernd Senf. Über viele Stunden hat der Professor der Volkswirtschaftslehre Vorlesungen unter dem Titel Wilhelm Reich – Grundlagen lebendiger Entfaltung gehalten und diese alle bei youtube hochgeladen. In 10 jeweils mind. dreistündigen Vorträgen erklärt uns Bernd Senf das Werden und Werk, die Weltsicht und die politischen, kulturellen und weltanschaulichen Wellen, die Wilhelm Reich bis heute verursacht.
Das Schöne ist: es ist verständlich und nachvollziehbar!

Darum schaut euch das an! Hier findet ihr alle:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLB82035FAE527E4BF

Der Rutschenfluch

Unten habe ich das Buch von Joachim Meyerhoff „Wann wird es endlich..“ euch ans Herz gelegt. Jetzt lese ich gerade das erste „Alle Toten fliegen hoch – Amerika“ und musste über eine Episode so lachen, das ich sie euch hier zur Verfügung stellen muss: Der Rutschenfluch
Damit verletze ich zwar die Rechte des Autors, aber es sind nur drei Seiten aus dem Buch und ihr kauft es bitte recht bald. Gibt es als Taschenbuch für gerade mal 9,99 €, z.B. hier: http://www.buchkatalog.de/

 

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

9783462045161Dieser Buchtitel wär mir auch gerne eingefallen. Allerdings hätte ich dann vielleicht auch das erlebt, was Joachim Meyerhoff von seiner Kindheit und Jugend im gleichnamigen Buch erzählt. Und lieber lese ich davon, lache, staune und weine auch ein bisschen. Joachim Meyerhoffs ist als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen Hunderten von körperlich und geistig Behinderten aufgewachsen. Er erzählt und fantasiert davon und von seiner Familie, insbesondere seinem Vater. Voller Glück, Lebendigkeit, Trauer und der Lakonie und Absurdität des Lebens. Ein wunderbares Buch, das ihr lesen sollt!

Die Grundbedürfnisse des Menschen

Der Neurobiologe Gerald Hüther, von dem man alles lesen kann, siehe z.B. hier, hat in einem Vortrag vor Psycho- und Körpertherapeuten, die von den Neurowissenschaften inzwischen bewiesene (und von anderen Disziplinen längst postulierte) Erkenntnis, dass das Gehirn ein soziales Konstrukt ist, sehr schön hergeleitet und dabei auf die Notwendigkeit körpertherapeutischer Ansätze oder Methoden verwiesen. Es gibt seiner Ansicht nach zwei Grunderfahrungen, die jeder Mensch am Anfang seines Lebens gemacht hat, intrauterin schon und unvermeidlich. Die eine ist: ich bin jeden Tag ein Stückchen über mich selbst herausgewachsen. Diese Erfahrung ist in jede Faser des Körpers und in alle Verschaltungen des Gehirns eingegraben und, da über längere Zeit erfahren, auch zu einer Erwartungshaltung geworden. Aus der Erfahrung ist ein menschliches Grundbedürfnis geworden. Die andere ist: ich war am Anfang verbunden und ich möchte auch weiter verbunden bleiben.

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Der Papst, Herskowitz und die Hochzeit von Himmel und Hölle

BlakePassend zur Wahl eines neuen Papstes habe ich gestern in Morton Herskowitz „Emotionale Panzerung“ diesen Auszug aus William Blakes „Die Hochzeit von Himmel und Hölle“ gelesen:

Alle Bibeln oder heiligen Schriften sind die Ursachen folgender Irrtümer gewesen:

I. Dass der Mensch zwei wirklich existierende Prinzipien hat, nämlich einen Körper und eine Seele.
2. Dass Energie, das Böse genannt, allein vom Körper kommt, und Vernunft, das Gute genannt, allein von der Seele.
3. Dass Gott den Menschen bis in Ewigkeit dafür strafen wird, wenn er seinen Energien folgt.

Doch im Gegensatz dazu ist folgendes wahr:

1. Der Mensch hat keinen von seiner Seele getrennten Körper.
Denn was Körper genannt wird, ist nur ein Teil der Seele, der von den fünf Sinnen wahrgenommen wird, den Hauptzugängen der Seele innerhalb dieser Zeitlichkeit.
2. Energie ist das einzige Leben und kommt aus dem Körper, und Vernunft ist die Schranke oder die äußere Begrenzung der Energie.
3. Energie ist ewige Freude.

Arbeit und Struktur mit Wolfgang Herrndorf

imageDer Autor Wolfgang Herrndorf, der u.a. Tschick und Sand geschrieben hat, lebt in Berlin und hat vor drei Jahren die Diagnose Glioblastom erhalten, ein unheilbarer und schnell zum Tode führender Hirntumor. Herrndorf ist ein seltsamer Mensch; wer solche wunderbaren und entsetzlichen Bücher schreibt, den mag ich seltsam nennen. Was mich neben der Tatsache, dass wir fast gleich alt sind (er ist vier Wochen älter) und meiner Bewunderung für seine Meisterschaft im Schreiben an ihm so fasziniert, ist, wie er mit seinem Sterben umgeht. Er macht daraus Literatur. Er schafft Distanz. Wut und Verzweiflung, Trotz und Freude am Leben. Man kann als Leser viel dazu denken und fühlen zu diesem Sterben, immer bleibt Herrndorf Herr, stolz und ungebeugt, nie aufgebend. Zumindest ist es das, was er uns wissen und glauben lässt in seinem Blog.
Das ist berührend und oft nicht auszuhalten. Oft denke ich, ihm fehlt die Demut, die Spiritualität etc., aber wer bin ich, darüber zu urteilen?
Vielleicht ist dieser Furor auf das Unausweichliche ja auch die Quelle großer Kunst. Und für grosse Kunst halte ich das. Urteilt selber (wenn ihr mögt) unter http://www.wolfgang-herrndorf.de/.