Archiv der Kategorie: Landkarte

Wilhelm Reich für Anfänger

Wenn es im deutschsprachigen Raum jemand gibt, der sich um das Verständnis von Wilhelm Reich verdient gemacht hat und zwar in allen seinen Aspekten, dann gehört dazu sicherlich Bernd Senf. Über viele Stunden hat der Professor der Volkswirtschaftslehre Vorlesungen unter dem Titel Wilhelm Reich – Grundlagen lebendiger Entfaltung gehalten und diese alle bei youtube hochgeladen. In 10 jeweils mind. dreistündigen Vorträgen erklärt uns Bernd Senf das Werden und Werk, die Weltsicht und die politischen, kulturellen und weltanschaulichen Wellen, die Wilhelm Reich bis heute verursacht.
Das Schöne ist: es ist verständlich und nachvollziehbar!

Darum schaut euch das an! Hier findet ihr alle:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLB82035FAE527E4BF

Der Marshmallow-Test

Der Marshmallow-Test ist ein vom Psychologen Walter Mischel entwickeltes Experiment, das inzwischen seit mehr als 40 Jahren läuft. Es ist ein Experiment zum Belohnungsaufschub. In Einzelsitzungen wird den Kindern ein begehrtes Objekt vor Augen geführt, beispielsweise ein Marshmallow. Der Versuchsleiter teilt dem jeweiligen Kind mit, dass er für einige Zeit den Raum verlassen wird, und verdeutlichte ihm, dass es ihn durch Betätigen einer Glocke zurückrufen kann und dann einen Marshmallow erhält. Würde es aber warten, bis der Versuchsleiter von selbst zurückkehrte, erhält es zwei Marshmallows. Hatte das Kind die Glocke nicht betätigt, kehrte der Versuchsleiter gewöhnlich nach 15 Minuten zurück.
Bereits ein Jahrzehnt später konnte belegt werden, dass je länger die Kinder im ursprünglichen Experiment gewartet hatten, desto kompetenter wurden sie als Heranwachsende in schulischen und sozialen Bereichen beschrieben, und desto besser konnten sie mit Frustration und Stress umgehen sowie Versuchungen widerstehen; darüber hinaus zeigten sie auch eine tendenziell höhere schulische Leistungsfähigkeit.

Das unten gezeigte Video verschärft die Situation für die Kinder noch dadurch, dass der Marshmellow nicht mit einer Glocke herbeigerufen wird, sondern bereits vor ihren Augen thront.

Da ist ein Gebrochensein

Da ist ein Gebrochensein,
aus dem das Ungebrochene kommt,
ein Erschüttert-Sein,
aus dem das Unerschütterliche erblüht.

Es gibt eine Trauer,
jenseits allen Kummers,
die zur Freude führt
und eine Zerbrechlichkeit,
aus deren Tiefe Kraft emporsteigt.

Es gibt einen Raum,
zu weit für Worte,
durch den wir mit jedem Verlust hindurchgehen,
aus dessen Dunkelheit
wir ins Sein geweiht werden.

Es gibt einen Schrei,
tiefer als aller Ton,
dessen gezackte Kanten das Herz zerschneiden,
wenn wir aufbrechen
zu diesem inneren Ort,
der unzerbrechlich und heil ist,
während wir lernen, zu singen.

Rashani

Die Kurzzeittherapie im Video

Hunderte von Stunden soll man investieren, jahrelang wird in der Vergangenheit gewühlt, Geld kostet es vielleicht auch noch; der psychisch und emotional Leidende wünscht sich oft eine Abkürzung. Da gibt es doch die Kurzzeittherapie! Aber, ach, auch die stellt sich dann nicht als so kurz heraus wie gedacht. Dabei wurde schon vor Jahrzehnten in den USA ein Weg gefunden, wie dieses Video zeigt:

 

Das Still-Face-Paradigma

Ich denke oft, die Wissenschaft ist ja so weit, so viel ist schon erforscht. Schließlich singt man ja:
Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt,
das Marmelade Fett enthält, Fett enthält.
Drum essen wir auf jeder Reise, jeder Reise, jeder Reise,
Marmelade eimerweise, eimerweise.
Marmelade, Marmelade, Marmelade, die essen wir alle so gern.

Neulich habe ich gelesen (Darm mit Charme), dass der Darm ja quasi Terra incognita ist (nicht nur, weil es mutmaßlich dunkel darin ist) und dass unser Immunsystem zum Großteil von einem gesunden Darm abhängt. Niemand weiß aber genau, wie und warum.

In meiner hypnosystemischen Fortbildung lerne ich gerade noch mehr interessante Dinge – etliche waren für mich persönlich nicht nur angenehm – unter anderem erzählte ein Kollege vom Still-Face-Paradigma. Das Still-Face-Paradigma weiterlesen

Talismane

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen:
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.

Goethe, Ausschnitt aus Talismane in West-östlicher Divan

Die Musik (nach Stephen Fry)

„Die Musik ist die zugleich vollkommenste wie die niedrigste aller Künste. So steht es jedenfalls irgendwo bei E. M. Forster. (…)  Ich weiß nicht, ob Sie je LSD genommen haben, doch wie uns Aldous Huxley, Jim Morrison und ihre vielen Adepten unablässig versichern, werden unter seinem Einfluss die Pforten der Wahrnehmung weit aufgerissen. LSD enthüllt das Was der Dinge, ihr eigentliches Wesen, ihre Essenz. Urplötzlich enthüllt sich einem das Wassersein des Wassers, das Teppichsein des Teppichs, das Waldsein des Walds, das Gelbsein von Gelb, das Fingernägelsein von Fingernägeln, das Allessein von allem, das Nichtsein von Nichts, das Allessein von Nichts. Für mich eröffnet die Musik einem den Zugang zu jeder dieser Essenzen des Daseins, nur eben zu einem Bruchteil der sozialen und finanziellen Kosten einer Droge und ohne die Notwendigkeit, ständig »Wow!« brüllen zu müssen, was zu den nervtötendsten und abschreckendsten Begleiterscheinungen des LSD-Konsums gehört.

Die anderen Künste haben den gleichen Effekt, nur sind sie viel stärker an die materielle Welt gebunden und in ihr verwurzelt. Skulpturen sind entweder figurative Darstellungen oder besitzen durch ihr Material, das konkret und greifbar ist, eine klar umrissene Physis. Die Wörter eines Gedichts verweisen auf anderes, sind aufgeladen mit Denotationen und Konnotationen, Anspielungen und Bedeutungen, Codierungen und Zeicheninhalten. Farbe ist eine feste Substanz, wie auch der Inhalt der Malerei sich auf einer gerahmten Fläche abspielt. Nur die Musik, ungeachtet der Präzision ihrer Form und der mathematischen Tyrannei ihrer Gesetze, entflieht in eine zeitlose Abstraktion und absurde Erhabenheit, die überall und nirgends zugleich ist. Das Grunzen einer geharzten Darmsaite, das speichelgetränkte Dröhnen eines Blechblasinstruments, das quietschende Gleiten schweißnasser Finger auf einem Gitarrenbund, alle körperliche Anstrengung und Schwerfälligkeit des »Musik-Machens«, das soviel mehr mit Schweiß und Arbeit zu tun hat als die kunstvoll patinierten Pentimenti oder die der Malerei nachempfundene demonstrative Manieriertheit der anderen Schönen Künste, ist im Augenblick des Geschehens vergessen, dem Moment, da Musik entsteht, wenn die Schallwellen vom vibrierenden Instrument oder dem vibrierenden Hi-Fi-Lautsprecher sich zum menschlichen Tympanum und von dort durch den Gehörgang bis ins Gehirn fortpflanzen, wo sie den Geist in ganz unterschiedliche Schwingungen versetzen. Die Musik (nach Stephen Fry) weiterlesen