Archiv der Kategorie: Gehirn, Seele und Körper

Pschyomatische Rahebilierung Vol. 2

Sollte sich durch meine Beiträge hier jemand davon abhalten lassen, an einer stationalitischen Rehabomatik oder so ähnlich teilzunehmen, dann bin ich a) mal überhaupt nicht schuld, weil Wirkung und Inhalt der Botschaft bestimmt ja der Empfänger und  b) bezieht sich das auf meine Erfahrungen in dieser bestimmten Klinik zu dieser Zeit. Es gibt durchaus Menschen, wie ich gerade heute wieder erfahren habe, denen das hier gut tut.

Ich berichte heute davon, wie ich den in der ersten Woche zu absolvierenden Test erlebt habe. Im Therapieplan erscheint er als 75 minütige Test-Diagnostik (Bitte Lesebrille mitnehmen). Man betritt einen ca. 12 qm großen Raum, in dem 6 Computerarbeitsplätze mit spezieller Tastatur an den Wänden aufgebaut sind und sich weiterhin ein Schreibtisch der – na ja, was ist Sie denn eigentlich? Betreuerin? Bürokauffrau? Oder gar Psychologin? –  befindet. Pschyomatische Rahebilierung Vol. 2 weiterlesen

Stationellatikente Rehabilititationierung Vol. 1

Ich bin in Kur und mach mir’s nett und erhole mich. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Nun muss ich fast sagen: ich hab Kur. Wobei Kuren gibts ja gar nicht mehr, wenn ich das richtig verstanden habe. Es gibt Stationäre Reha-Maßnahmen. In einer solchen befinde ich mich jetzt und mein Befinden ist bescheiden. Das liegt aber auch und gerade daran, dass ich hier bin, denn hier ist es nicht gut. Nicht zwangsläufig schlechter als draußen in der Welt, aber eben auch nicht besser. Mir kam vor ein paar Tagen der Songtext Love don’t live here anymore (schöner Song hier zu hören) in den Sinn und da ist er noch, denn dieser Ort lockt die Liebe, wäre sie denn ein Vögelein, nicht mit Nistkasten und Futter an, er macht es ihr schwer. So erklären sich mir auch die aufgeklebten Raubvogelsilhouetten mal ganz anders…

Systematisch wird hier Hilfe geleistet. Aber sowas von. Diagnose heißt das Motto, denn es braucht klare Regeln und Unterscheidungen zwischen Gesundheit und Krankheit. Da war ich wohl etwas naiv, denn natürlich muss das genau so sein, um den Zweck zu erfüllen. Aber ich steige so langsam dahinter, wie wertvoll eine solche Erfahrung sein kann und werde weiter berichten – allerdings betrachte ich mich ab heute nicht mehr als Insasse/ Patient/ Verordnungsempfänger, sondern als Feldforscher.

Das Leben ist ein Wahlabend

Das ist hier nicht der Ort, um die Bundestagswahlen zu analysieren, da sind andere berufener. Eines aber hat mich doch berührt: wie Sieger und Verlierer ganz ungewohnt körperlich wurden und etwas aufblitzte von dem, was sie hoffentlich wenigstens privat zeigen können. Angelas Gesicht leuchtete und sie wurde richtig liebenswert am Abend ihres Triumphs. Da stand beinahe ein junges Mädchen und strahlte.

Ganz anders die Verlierer von der FDP. Ist bei Rainer Brüderle nach 30 Jahren Politik vielleicht schon nichts mehr zu retten, kann man Philipp Rösler dabei beobachten, wie er sich mühsam zusammenhält. Äusserlich zwar unbewegt, sieht jeder, wie es in ihm arbeitet. Heult er gleich oder wird er gewalttätig? Beides scheint gleichermassen möglich wie unmöglich. Das zu sehen hat etwas davon, einem Tierversuch beizuwohnen. Das Traurige ist, dass es sich dabei ja um eine Verwechslung handelt: keinesfalls wählt man wirklich ein Programm, eine politische Agenda, man wählt Menschen und je mehr Ecken und Kanten die sich abschleifen lassen, desto weniger interessant wird die Politik. Sicherlich ein Grund für Angies Erfolg: Sie ist nicht nur die erste Kanzlerin, sondern auch der erste Regierungschef nach Brandt mit Kosenamen und man sieht den Menschen hinter dem Panzer – oder der Panzer ist uns von unseren Mütter, Tanten, etc. vertraut.

Lernen, lernen, popernen

wie Helge Schneider sagt, bzw. singt. Mit dem Lernen ist es ja nicht so einfach. Die Institutionen, in denen kognitiv gelernt werden soll, wie Schulen und Universitäten, beschäftigen sich primär mit den Inhalten und der Vermittlung und überlassen den Schülern und Studenten die Art und Weise des Lernens. Es gibt da natürlich etliche rühmliche Ausnahmen.

Dass der Körper bei psychischen Prozessen eine Rolle spielt, braucht an dieser Stelle nicht mehr betont zu werden. Wie stark körperliche Prozesse, ja bloße Körperhaltungen psychische Vorgänge beeinflussen, ist für mich aber immer wieder erstaunlich. Diverse Studien belegen z.B. dass die Haltung des Arms schon ausreicht, signifikante Unterschiede in der Kreativität messen zu können (Green, N. & Raab, M. (2003)), neue Inhalte deutlich unterschiedlich bewertet werden (Cacioppo, Priester und Berntson (1993)) oder sogar die Menge der Nahrungsaufnahme beeinflusst wird (Förster, J. (2003)).

Grundlage dieser Experimente war die unterschiedliche Aktivierung der Armmuskeln. Unterschieden wurde zwischen der Beuge- und der Streckmuskulatur; erstere ist mit Annäherung gekoppelt (wie dann, wenn man einen Gegenstand oder eine Person an sich presst), letztere mit Vermeidung („Zurückstossen“). Die Muskelaktivierung kann nun z.B. dadurch hervorgerufen werden, dass Versuchspersonen mit der Handfläche von oben auf eine Tischfläche pressen (Streckmuskeln aktiviert) oder von unterhalb der Tischplatte nach oben pressen (Beugemuskeln aktiviert), beides Mal im Rahmen einer neutralen Anweisung.

Toll, oder? Mein Körper nimmt an, also lerne ich, mein Körper lehnt ab, also lerne ich nicht oder zumindest ungern. Wie gesagt: Lernen, lernen, popernen!

Hier noch ein link zu einem Artikel von Maja Storch dazu.

Dreieinigkeit erklärt

dreieiniges_GehirnUnser Gehirn ist ein erstaunliches Ding und es wird ja überhaupt viel Aufhebens darum gemacht, wie mächtig, wichtig/ unwichtig, nützlich/ hinderlich. etc. es ist. In den Vorträgen von Menschen, die es wahrscheinlich gut nutzen wie z.B. Spitzer, Hüther, Schmidt kommt immer mal wieder auch dieses Modell vor, das sog. dreieinige Gehirn (Triune Brain). Der amerikanische Hirnforscher Paul D. MacLean entdeckte, dass das menschliche Gehirn in seiner Entwicklung die wesentlichen Züge der Evolution beibehalten hat und im Wesentlichen aus drei Teilen besteht, dem „Reptiliengehirn“ (grundlegende Lebensfunktionen, hier grün), dem „Limbischen System“ (Sitz der Emotionen sowie Steuerung des autonomen Nervensystems, hier gelb) sowie dem „Neocortex“ (Sitz des Denkens, Lernens, Schlussfolgerns, hier braun) besteht. Die drei Hirne arbeiten natürlich zusammen, jedes erfüllt seine Zwecke, aber sie bringen auch Konflikte mit sich, z.B. Affekte, die uns zu Handlungen nötigen, die wir später im Großhirn bereuen. Daraus ergeben sich jetzt natürlich viele Implikationen, man könnte aber auch sagen: Na und? Dreieinigkeit erklärt weiterlesen

Geboren, um aneinander teilzunehmen 1

Ich sehe gerade eine DVD eines Vortrages von Peter A. Levine (Begründer des Somatic Experiencing) und Dr. Susan Hart, einer dänischen Kinderpsychotherapeutin. Nach 30 Minuten schon soviel input gehabt, dass ich Pause machen musste. Die DVD hat nun allerdings 10 Stunden.Aber die Landkarte, an der ich arbeite, ist ohnehin für lange Zeit und wahrscheinlich aus Prinzip under construction.Hier hörte ich abermals von den angeblich „grausamen“ Affenexperimenten des Harry Harlow, der unter anderem Rhesusaffen-Babys dazu benutzte, um an ihnen die Grundlagen der Mutter-Kind-Bindung zu erforschen. In Experimenten zeigt Harlow junge Rhesus-Äffchen, die ohne ihre Mutter in einen Käfig gesetzt werden, in dem sie die Wahl zwischen zwei Attrappen haben: einer aus Draht nachgebildeten, Milch-spendenden „Ersatzmutter“ und einer gleich großen, mit Stoff bespannten „Ersatzmutter“, die aber keine Milch spendet. Die Äffchen hielten sich bei der Milchspenderin stets nur zur Nahrungsaufnahme auf, kuschelten sich aber ansonsten auf die stoffbespannte Attrappe. Harlow schuf damit Belege für z.B. die Bindungstheorie von  Bowlby und Ainsworth, die in den 50ern die klassisch psychoanalytische und die lerntheoretische These, dass die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind hauptsächlich durch das Füttern bestimmt ist, widerlegten. Man muss sich ja fast kneifen vor Erstaunen, dass diese Thesen jemals Bestand hatten. Und dass es grausamer scheint, Affen ihre Mutter zu entziehen als in Systemen zu leben und diese zu fördern, wo dies ganz selbstverständlich mit Menschenkindern geschieht. Wir Deutschen haben auch durch Johanna Haarer das ja fast alle am eigenen Leib erleben können.

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Möbel sind auch nur Menschen

render_flyer_anorexic_bed_borderline_chair_130324-940x350Es ist ja durchaus fraglich, ob und welche psychischen Krankheiten überhaupt Krankheiten sind; bezüglich der Frage, was noch normal ist, und was krank, ließe sich streiten, wenn es nicht um einen gewaltigen Markt ginge, an dem das System hängt, allerdings mehr die Systeme der Gesundheitsbranche, z.B. der Kliniken und der Pharmaindustrie, als die der vermeintlich Kranken.

Auf der einen Seite finde ich es sehr hilfreich, wenn herausgeforderte Menschen, die ihren Alltag nicht mehr schaffen, differenzierter wahrgenommen werden als früher („der/ die gehört in die Klapse“). Da hat, wie die werte Kölner Kollegin Katrin erzählte, z.B. psychenet.de in Hamburg beispielhafte Aufklärungsarbeit geleistet.

Auf der anderen Seite erhöht das die Gefahr, dass gesunde Menschen mit Alltagsproblemen zu psychisch Kranken abgestempelt werden. Die Psychiatrisierung von außergewöhnlichen Verhaltensweisen schreitet ja vehement voran. Psychiater und pharmazeutische Firmen produzieren mehr Kranke, um mehr Geld zu verdienen. Die Gabe von Ritalin an Grundschulkinder ist ja längst keine Randerscheinung mehr, sondern tägliche Praxis.

Durch die Auseinandersetzung mit psychischen Krankheiten entstehen aber auch sehr schöne Projekte, wie z.B. psycho furnitures – the mentally ill furniture collection von den beiden Designern Patricia Yasmine Graf und Fabian Seibert. Auf dem Bild oben sieht man  ein nur 35 cm schmales magersüchtiges Bett und einen Borderline-Stuhl.

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Auch Diktatoren können einem leid tun

tumblr_mf6szzmLtQ1qewv1lo1_500Aktuell zur politischen Lage in Nordkorea, wo sich die dritte Diktatoren-Generation auf perverse Art und Weise dabei abmüht, Liebe und Anerkennung zu bekommen, bin ich auf einen tollen Blog gestoßen, der sein Thema im Namen trägt: Kim Jong-il looking at things.

Der Blog zeigt die offiziellen Bilder der nordkoreanischen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency, die den im Jahr 2011 verstorbenen ehemaligen obersten Machthaber Kim bei seinen zahlreichen Besichtigungen in Nordkorea darstellen, und versieht diese mit kurzen Bildunterschriften. Hunderte Fotos bilden einen beinahe völlig ausdruckslosen Kim Jong-il ab, der inmitten einer Delegation verschiedene Gegenstände von Gummistiefeln über Landwirtschaftsprodukte bis hin zu Computern betrachtet.

Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.

Die Grundbedürfnisse des Menschen

Der Neurobiologe Gerald Hüther, von dem man alles lesen kann, siehe z.B. hier, hat in einem Vortrag vor Psycho- und Körpertherapeuten, die von den Neurowissenschaften inzwischen bewiesene (und von anderen Disziplinen längst postulierte) Erkenntnis, dass das Gehirn ein soziales Konstrukt ist, sehr schön hergeleitet und dabei auf die Notwendigkeit körpertherapeutischer Ansätze oder Methoden verwiesen. Es gibt seiner Ansicht nach zwei Grunderfahrungen, die jeder Mensch am Anfang seines Lebens gemacht hat, intrauterin schon und unvermeidlich. Die eine ist: ich bin jeden Tag ein Stückchen über mich selbst herausgewachsen. Diese Erfahrung ist in jede Faser des Körpers und in alle Verschaltungen des Gehirns eingegraben und, da über längere Zeit erfahren, auch zu einer Erwartungshaltung geworden. Aus der Erfahrung ist ein menschliches Grundbedürfnis geworden. Die andere ist: ich war am Anfang verbunden und ich möchte auch weiter verbunden bleiben.

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Eine kleine Anatomiestunde mit Herrn Schulte

Anatomie_BrustsegmentGestern abend beim Vorbereiten der nächsten Gruppe, bei der wir das Brustsegment thematisieren wollen; da packte Herr Schulte sein reich gefülltes Schatzkästlein aus. In dem sehr wertvollen, aber auch recht kurzen Abschnitt bei Herskowitz, Emotionale Panzerung zum Brustsegment hatte ich als Vorbereitung gelesen, dass, wenn man ein Segment besonders hervorheben wollte, es das Brustsegment ist, weil es die für den Lebensprozess notwendigen Organe Herz und Lunge enthält und weil es die wichtigste Antriebsquelle des körperlichen Energienieveaus ist.

Das Brustsegment dient bei einer Panzerung anderer Segmente diesen, indem es die Intensität der zugeführten Energie reduziert und auf diese Weise den empfundenen Schmerz lindert. Durch die Reduzierung des Energieniveaus macht die Brustpanzerung jeden Schmerz weniger heftig, jede unerträgliche Situation etwas erträglicher. Die Panzerung der Brust dient neben der Energiehemmung dazu, die stärksten Ausdrücke von Liebe, Wut, Traurigkeit, Sehnsucht und Angst niederzuhalten. Statt sich zu heben, zu „wogen“, zu „schwellen“, wird sie so rigid wie möglich gehalten, wenn Emotionen verdrängt werden müssen. Diese zentrale Rolle der Brustpanzerung, so Herskowitz, ist der Grund dafür, dass die Atmung in der Reich’schen Körpertherapie so eine vorrangige Rolle spielt.

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