Archiv der Kategorie: Allgemein

I still dream of Orgonon

Keine Ahnung hatte ich, dass eines meiner Lieblingslieder von Kate Bush Cloudbusting von Wilhelm Reichs Regenexperimenten und seiner Verhaftung durch die FDA handelt. Ich weiß es jetzt aus der ziemlich tollen und kurzweiligen Doku Wer hat Angst vor Wilhelm Reich, denn da taucht das Video zu dem Song mehrmals auf. In Wikipedia kann man lesen, dass Reich von Donald Sutherland gespielt wird, Kate Bush seinen Sohn Peter mimt und Terry Gilliam von Monty Python die Regie führte. Der Song wurde inspiriert von Peter Reichs Memoiren Der Traumvater (hier eine Rezension).

Cloudbusting hat mir schon immer gefallen, mit seiner eigentümlich dramatischen Art. Jetzt geht es mir erst recht nahe, denn das Video ist ein Kunstwerk, in dem mehrere Bedeutungsebenen geradezu hypnotisch wirken: die wilde Natur, in der eine geheimnisvolle und fremdartig gestaltete (von den Machern von Alien) Maschine bewegt wird. Der gütige und geniale Vater, der zusammen mit seinem Kind sein Werk vollbringen will. Die Bedrohung  und der Angriff durch dunkle institutionelle Mächte. Die Ohnmacht des Kindes. Die Vollendung des Werkes durch das Kind. Die Freude des Vaters darüber. Und der kleine, aber entscheidende Triumph über das System, dem bildlich der Hut vom Kopf gelupft wird. Und all das begleitet vom Refrain „I just know that something good is going to happen“. Wow!

Wohin? Warum?

liebespaare-3
Copyright Jess Jochimsen

Das Leben ist ja angeblich kein Ponyhof. Was ist es denn dann für ein Hof? Diese Bild stellt zumindest zwei weitere Möglichkeiten zur Diskussion.

Auch ohne diese nicht einfach zu treffende Entscheidung bleibt man unter Umständen dann sitzen mit der Frage: Was mache ich denn mit meinem Leben?

„Fühl mal dahin“ hör ich da irgendwo. Aha. Und dann? Wie weiter mit dem Gefühlten? Gibts auch viele Möglichkeiten.

Z.B. feiern, das Leben. So wie dieser Herr etwa.eberhard-hertel-wir-feiern-ab-heute-das-leben

Dann lieber nicht?

Eher andersrum? depression

Oder von allem ein bisschen. Mal Reiterhof, mal Bahnhof, dann ja sowieso Friedhof.

Ich bleib mal dran an der Frage. Ihr ja auch, oder?

Von der Liebe

„Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten aber ist die Liebe.“ (1. Korinther 13,13)

Kann jede/r zustimmen, oder? Allein der Alltag, das Leben, die Anderen, mein Charakter, die Verhältnisse, das System und was uns sonst noch einfallen mag, die stehen der gelebten Liebe doch recht häufig im Wege.

Manchmal aber trifft einen die Liebe ganz unvermittelt und davon erzählt Struck:

Die Grundbedürfnisse des Menschen

Der Neurobiologe Gerald Hüther, von dem man alles lesen kann, siehe z.B. hier, hat in einem Vortrag vor Psycho- und Körpertherapeuten, die von den Neurowissenschaften inzwischen bewiesene (und von anderen Disziplinen längst postulierte) Erkenntnis, dass das Gehirn ein soziales Konstrukt ist, sehr schön hergeleitet und dabei auf die Notwendigkeit körpertherapeutischer Ansätze oder Methoden verwiesen. Es gibt seiner Ansicht nach zwei Grunderfahrungen, die jeder Mensch am Anfang seines Lebens gemacht hat, intrauterin schon und unvermeidlich. Die eine ist: ich bin jeden Tag ein Stückchen über mich selbst herausgewachsen. Diese Erfahrung ist in jede Faser des Körpers und in alle Verschaltungen des Gehirns eingegraben und, da über längere Zeit erfahren, auch zu einer Erwartungshaltung geworden. Aus der Erfahrung ist ein menschliches Grundbedürfnis geworden. Die andere ist: ich war am Anfang verbunden und ich möchte auch weiter verbunden bleiben.

Die Grundbedürfnisse des Menschen weiterlesen

Eine kleine Anatomiestunde mit Herrn Schulte

Anatomie_BrustsegmentGestern abend beim Vorbereiten der nächsten Gruppe, bei der wir das Brustsegment thematisieren wollen; da packte Herr Schulte sein reich gefülltes Schatzkästlein aus. In dem sehr wertvollen, aber auch recht kurzen Abschnitt bei Herskowitz, Emotionale Panzerung zum Brustsegment hatte ich als Vorbereitung gelesen, dass, wenn man ein Segment besonders hervorheben wollte, es das Brustsegment ist, weil es die für den Lebensprozess notwendigen Organe Herz und Lunge enthält und weil es die wichtigste Antriebsquelle des körperlichen Energienieveaus ist.

Das Brustsegment dient bei einer Panzerung anderer Segmente diesen, indem es die Intensität der zugeführten Energie reduziert und auf diese Weise den empfundenen Schmerz lindert. Durch die Reduzierung des Energieniveaus macht die Brustpanzerung jeden Schmerz weniger heftig, jede unerträgliche Situation etwas erträglicher. Die Panzerung der Brust dient neben der Energiehemmung dazu, die stärksten Ausdrücke von Liebe, Wut, Traurigkeit, Sehnsucht und Angst niederzuhalten. Statt sich zu heben, zu „wogen“, zu „schwellen“, wird sie so rigid wie möglich gehalten, wenn Emotionen verdrängt werden müssen. Diese zentrale Rolle der Brustpanzerung, so Herskowitz, ist der Grund dafür, dass die Atmung in der Reich’schen Körpertherapie so eine vorrangige Rolle spielt.

Eine kleine Anatomiestunde mit Herrn Schulte weiterlesen

Übung: Verbundenheit

Eine Übung für die tägliche Praxis der Achtsamkeit (vielleicht von Thích Nhất Hạnh oder Jon Kabat-Zinn). Wenn ich etwas Alltägliches tue wie z.B. essen, kann ich daran denken, mit was mich das verbindet. Mit welchen Lebewesen verbindet mich das Verzehren dieser Nahrung? Wenn ich Strassenbahn fahre, verbindet mich das mit all den Lebewesen, die dieses Fahrzeug geplant haben, den Menschen, die sie gebaut haben, dem Fahrer, dem Schaffner, den Mitreisenden, den Beobachtern, usw. Wenn ich telefoniere verbindet mich das mit all denen, die auch telefonieren, denen, die mein Telefon produziert haben, usw. Eine Übung, die ich immer machen kann, wenn ich gerade keine Zeit habe, eine Achtsamkeitsübung zu machen…

Achtsamkeit

Weiterhin suchend: in den letzten Tagen verschiedene Vorträge der Lindauer Psychotherapiewochen 2010 gehört. Und wichtige Hinweise für meine Landkarte erhalten. Vieles findet sich und scheint im Begriff der Achtsamkeit zusammenzufallen, ein Wort, das für mich immer nur nach Buddhismus geschmeckt hat. Luise Reddemann sagte unter anderem, dass das, was unter Achtsamkeitspraxis verstanden wird, eher eine Aufforderung an die Therapeutinnen ist, als an die Klienten. In den Vorträgen klärt sich ein Zusammenhang zwischen diesen vielen psychotherapeutischen Methoden und Interventionen: Achtsamkeit. Folgend die Stichpunkte, die ich mitbekommen habe.

Für Menschen in der Rolle des Therapeuten:

  • fühlt euern Hintern, wenn ihr an der Matte sitzt (Skan): Achtsamkeit
  • Erwarte nicht, dass das, was 100mal geholfen hat, beim 101mal auch hilft: Achtsamkeit
  • Erwarte nicht, dass irgendetwas, das du tust, hilft: Achtsamkeit
  • Aufmerksam, rücksichtsvoll, umsichtig, repektvoll und achtungzollend sein: Achtsamkeit
  • wiederkehrende Reflektion auf unser Tun, ob es heilsam oder nicht heilsam ist: Achtsamkeit
  • der Respekt vor der Autonomie des anderen: Achtsamkeit
  • Respekt vor ihrem oder seinem Anderssein: Achtsamkeit

Für Menschen in der Rolle des Klienten:

  • Bewusstsein für die Gegenwart, wie sie ist: Achtsamkeit
  • inneres Pendeln zwischen einem schmerzhaften und einem heilsamen Zustand (z.B. Focusing): über Achtsamkeit
  • Desidentifikation: Achtsamkeit
  • Der innere Zeuge/ Beobachter (Fonagy): Achtsamkeit
  • Aktivierung des präfrontalen Kortex (Schematherapie): Achtsamkeit
  • Abgespaltene Ego-States annehmen: Achtsamkeit
  • eine fühlende und empathische Beziehung zum eigenem Erleben, fühlende Distanz aufbauen und regulieren zum eigenen Erleben: Achtsamkeit
  • Utilisierung von z.B. Dissoziation (bewusstes sich von ferne betrachten) (Milton Erickson): Achtsamkeit