Als Tipp von Katrin (vielen Dank nach Köln) hier etwas Wahres und Schönes für den Alltag und darüberhinaus im Gewand des Kabaretts:
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Alt-J
Wieviel Musik es gibt! Wie wenig ich davon kenne! Wie gerne ich mehr kennte! Manchmal stresst es mich fast, dann beruhige ich mich wieder. Gestern abend hab ich sehr schöne Sachen kennengelernt. Die Band Alt-J z.B. ist heute und wahrscheinlich noch eine Weile meine Lieblingsband.
Hier ein Video. Es gibt noch mehr Videos zu den irgendwie nicht einordnenbaren Songs, die die aber recht verstörend sind. Lieber diesen hier schauen:
Was Warmes für den Herbst
Ich steh ja auf sowas und schäm mich meistens nicht dafür. Solche Geschichten mag ich sehr und darum gehört sie hier auch hin: der Schüler Musharaf Asghar aus Yorkshire stottert so schlimm, dass er sich fast gar nicht verständigen kann – womit er es natürlich schwer in der Schule und unter seinen Mitschülern hatte. Sein Englischlehrer versuchte es mit der Methode, wie sie in „The king’s speech“ angewandt wird. Ein Erfolg, wie ihr in dem Ausschnitt aus der Doku „Educating Yorkshire“ sehen könnt:
Stationellatikente Rehabilititationierung Vol. 1
Ich bin in Kur und mach mir’s nett und erhole mich. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Nun muss ich fast sagen: ich hab Kur. Wobei Kuren gibts ja gar nicht mehr, wenn ich das richtig verstanden habe. Es gibt Stationäre Reha-Maßnahmen. In einer solchen befinde ich mich jetzt und mein Befinden ist bescheiden. Das liegt aber auch und gerade daran, dass ich hier bin, denn hier ist es nicht gut. Nicht zwangsläufig schlechter als draußen in der Welt, aber eben auch nicht besser. Mir kam vor ein paar Tagen der Songtext Love don’t live here anymore (schöner Song hier zu hören) in den Sinn und da ist er noch, denn dieser Ort lockt die Liebe, wäre sie denn ein Vögelein, nicht mit Nistkasten und Futter an, er macht es ihr schwer. So erklären sich mir auch die aufgeklebten Raubvogelsilhouetten mal ganz anders…
Systematisch wird hier Hilfe geleistet. Aber sowas von. Diagnose heißt das Motto, denn es braucht klare Regeln und Unterscheidungen zwischen Gesundheit und Krankheit. Da war ich wohl etwas naiv, denn natürlich muss das genau so sein, um den Zweck zu erfüllen. Aber ich steige so langsam dahinter, wie wertvoll eine solche Erfahrung sein kann und werde weiter berichten – allerdings betrachte ich mich ab heute nicht mehr als Insasse/ Patient/ Verordnungsempfänger, sondern als Feldforscher.
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Dieser Buchtitel wär mir auch gerne eingefallen. Allerdings hätte ich dann vielleicht auch das erlebt, was Joachim Meyerhoff von seiner Kindheit und Jugend im gleichnamigen Buch erzählt. Und lieber lese ich davon, lache, staune und weine auch ein bisschen. Joachim Meyerhoffs ist als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen Hunderten von körperlich und geistig Behinderten aufgewachsen. Er erzählt und fantasiert davon und von seiner Familie, insbesondere seinem Vater. Voller Glück, Lebendigkeit, Trauer und der Lakonie und Absurdität des Lebens. Ein wunderbares Buch, das ihr lesen sollt!
Das Leben ist ein Wahlabend
Das ist hier nicht der Ort, um die Bundestagswahlen zu analysieren, da sind andere berufener. Eines aber hat mich doch berührt: wie Sieger und Verlierer ganz ungewohnt körperlich wurden und etwas aufblitzte von dem, was sie hoffentlich wenigstens privat zeigen können. Angelas Gesicht leuchtete und sie wurde richtig liebenswert am Abend ihres Triumphs. Da stand beinahe ein junges Mädchen und strahlte.
Ganz anders die Verlierer von der FDP. Ist bei Rainer Brüderle nach 30 Jahren Politik vielleicht schon nichts mehr zu retten, kann man Philipp Rösler dabei beobachten, wie er sich mühsam zusammenhält. Äusserlich zwar unbewegt, sieht jeder, wie es in ihm arbeitet. Heult er gleich oder wird er gewalttätig? Beides scheint gleichermassen möglich wie unmöglich. Das zu sehen hat etwas davon, einem Tierversuch beizuwohnen. Das Traurige ist, dass es sich dabei ja um eine Verwechslung handelt: keinesfalls wählt man wirklich ein Programm, eine politische Agenda, man wählt Menschen und je mehr Ecken und Kanten die sich abschleifen lassen, desto weniger interessant wird die Politik. Sicherlich ein Grund für Angies Erfolg: Sie ist nicht nur die erste Kanzlerin, sondern auch der erste Regierungschef nach Brandt mit Kosenamen und man sieht den Menschen hinter dem Panzer – oder der Panzer ist uns von unseren Mütter, Tanten, etc. vertraut.
Ich war mal kurz weg
Liebe Leser,
nachdem ich etwas Zeit gebraucht habe, um auch mal erschöpft zu sein und ich vorhabe, dies in nächster Zeit mich noch öfter zu trauen, kommt erst jetzt wieder ein neuer blog-Eintrag. Dafür ist es eine wirklich schöne Geschichte!
Eine chassidische Geschichte
Ein Rabbi hatte eine Unterhaltung mit Gott über den Himmel und die Hölle. “Ich werde dir die Hölle zeigen”, sagte Gott und führte den Rabbi in einen Raum, in dem ein großer Tisch stand. Die Menschen, die am Tisch saßen, waren ausgehungert und verzweifelt. Mitten auf dem Tisch stand eine gewaltige Kasserolle mit einem Eintopf, der so köstlich roch, dass dem Rabbi der Mund wässrig wurde. Jeder am Tisch hielt einen Löffel mit einem sehr langen Griff. Obwohl die langen Löffel gerade eben die Kasserolle erreichten, waren die Griffe länger als die Arme der potenziellen Esser: Da die Menschen die Nahrung nicht an den Mund führen konnten, konnte niemand etwas essen. Der Rabbi sah, dass ihr Leiden tatsächlich schrecklich war.
“Jetzt werde ich dir den Himmel zeigen”, sagte der Herr, und sie begaben sich in ein anderes Zimmer, das genauso aussah wie das erste. Dort standen der gleiche große Tisch und die gleiche große Kasserolle mit Eintopf. Die Menschen hielten wie die nebenan die gleichen langstieligen Löffel – aber hier waren alle wohlgenährt und rundlich, lachten und unterhielten sich. Der Rabbi verstand gar nichts.
“Es ist einfach, erfordert aber eine gewisse Fähigkeit”, sagte der Herr. “In diesem Zimmer, musst du wissen, haben sie gelernt, einander zu füttern.”
Aus: Irving D. Yalom, “Die Reise mit Paula”
Ich war in den letzten Tagen nicht ganz untätig und wer mag, darf mir gerne Feedback zu unserer neuen Hompage geben (neu.skanpraxis.de), die in den nächsten Wochen auf den Platz der alten umziehen soll.
Lernen, lernen, popernen
wie Helge Schneider sagt, bzw. singt. Mit dem Lernen ist es ja nicht so einfach. Die Institutionen, in denen kognitiv gelernt werden soll, wie Schulen und Universitäten, beschäftigen sich primär mit den Inhalten und der Vermittlung und überlassen den Schülern und Studenten die Art und Weise des Lernens. Es gibt da natürlich etliche rühmliche Ausnahmen.
Dass der Körper bei psychischen Prozessen eine Rolle spielt, braucht an dieser Stelle nicht mehr betont zu werden. Wie stark körperliche Prozesse, ja bloße Körperhaltungen psychische Vorgänge beeinflussen, ist für mich aber immer wieder erstaunlich. Diverse Studien belegen z.B. dass die Haltung des Arms schon ausreicht, signifikante Unterschiede in der Kreativität messen zu können (Green, N. & Raab, M. (2003)), neue Inhalte deutlich unterschiedlich bewertet werden (Cacioppo, Priester und Berntson (1993)) oder sogar die Menge der Nahrungsaufnahme beeinflusst wird (Förster, J. (2003)).
Grundlage dieser Experimente war die unterschiedliche Aktivierung der Armmuskeln. Unterschieden wurde zwischen der Beuge- und der Streckmuskulatur; erstere ist mit Annäherung gekoppelt (wie dann, wenn man einen Gegenstand oder eine Person an sich presst), letztere mit Vermeidung („Zurückstossen“). Die Muskelaktivierung kann nun z.B. dadurch hervorgerufen werden, dass Versuchspersonen mit der Handfläche von oben auf eine Tischfläche pressen (Streckmuskeln aktiviert) oder von unterhalb der Tischplatte nach oben pressen (Beugemuskeln aktiviert), beides Mal im Rahmen einer neutralen Anweisung.
Toll, oder? Mein Körper nimmt an, also lerne ich, mein Körper lehnt ab, also lerne ich nicht oder zumindest ungern. Wie gesagt: Lernen, lernen, popernen!
Hammer of love oder Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?
Ich mag ja Überschriften sehr gerne, oft lieber als das, was ihnen folgt. Manchmal weiß ich auch gar nicht, was da noch kommen sollte. So ist es auch mit dieser Überschrift. Vielleicht kommt mir die Geschichte, die hier übertitelt wird, ja irgendwann in den Sinn, oder ihr habt einen Vorschlag. Einstweilen bleibt es mal bei dieser schönen Überschrift.
Manchmal brauchen wir Angst und Verzweiflung, um mehr lieben zu können
So scheint es mir zumindest, als ich darüber nachdachte, warum wir oft so wenig füreinander tun. Viel leichter fällt es uns, wenn wir Angst haben, jemanden zu verlieren, wenn wir um sein Leben fürchten, wenn wir Gefahr laufen, allein zu sein. Dann fühlen wir uns und die Sehnsucht nach Verbundenheit. Mein Grund, darüber nachzudenken, war eine gute Nachricht. Die hab ich im Netz gesucht und sie sind viel schwerer zu finden als die schlechten. Hier eine solche Nachricht:
Berührend und auch sehr amerikanisch.
Ich konnte nicht anders, als auch daran zu denken, ob dieser Vater soviel für seinen Sohn getan hätte, wenn er gesund auf die Welt gekommen wäre. Und was unsere Eltern wohl für uns getan hätten – wie sie vielleicht hätten wachsen dürfen – wenn wir krank und behindert geboren worden wären.