Alle Beiträge von Matthias Lange

Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.

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So sah der angeblich aus ca. 400 n.Chr.

Das ist von Augustinus und mir gestern in der Broschüre einer Seniorenresidenz begegnet. Wenn man sich die Alten so anschaut und so wie ich ab und zu auf runden Geburtstagen (50, 60) auflegt, der muss sich schon fragen, was die Engel da so machen im Himmel. Vielleicht auch Kreuzworträtsel, Daumen drehen, Kabelfernsehen? Bestimmt hab ich aber ganz falsche Vorstellungen vom Himmel und den Engeln und vielleicht hat die schon Augustinus gehabt. Kann ja auch sein, dass die Menschen als Kinder in den Himmel kommen, dann könnten sie bestimmt tanzen. Der Spruch könnte auch lauten : „Mensch, verlerne das Tanzen nicht, sonst hast du weder einen Himmel auf Erden noch einen hernach.“

Wenn aber die Seele und nicht der Körper in den Himmel kommt, was nach christlicher Lehre ja klar ist, dann kann man sich ja schon fragen, ob Seelen nicht ohnehin tanzen können oder ob Tanzen dem Körper gehört und Seelen nichts damit zu tun haben. Das führt jetzt aber in philosophische Tiefen, für die gar nicht ausgerüstet bin.

Eigentlich wollte ich mich ja nur mal wieder melden und verkünden, dass das mit dem Bloggen noch nicht wieder zu meinen täglichen Verrichtungen gehört. Erst mal gibt’s zwei Wochen Urlaub und dann sehen wir weiter.

Inzwischen ist übrigens unsere neue Homepage online gegangen: www.skanpraxis.de

Noch nicht ganz fertig, aber über Meinungen dazu freue ich mich.

Ich war mal kurz weg

Liebe Leser,

nachdem ich etwas Zeit gebraucht habe, um auch mal erschöpft zu sein und ich vorhabe, dies in nächster Zeit mich noch öfter zu trauen, kommt erst jetzt wieder ein neuer blog-Eintrag. Dafür ist es eine wirklich schöne Geschichte!

Eine chassidische Geschichte

Ein Rabbi hatte eine Unterhaltung mit Gott über den Himmel und die Hölle. “Ich werde dir die Hölle zeigen”, sagte Gott und führte den Rabbi in einen Raum, in dem ein großer Tisch stand. Die Menschen, die am Tisch saßen, waren ausgehungert und verzweifelt. Mitten auf dem Tisch stand eine gewaltige Kasserolle mit einem Eintopf, der so köstlich roch, dass dem Rabbi der Mund wässrig wurde. Jeder am Tisch hielt einen Löffel mit einem sehr langen Griff. Obwohl die langen Löffel gerade eben die Kasserolle erreichten, waren die Griffe länger als die Arme der potenziellen Esser: Da die Menschen die Nahrung nicht an den Mund führen konnten, konnte niemand etwas essen. Der Rabbi sah, dass ihr Leiden tatsächlich schrecklich war.

“Jetzt werde ich dir den Himmel zeigen”, sagte der Herr, und sie begaben sich in ein anderes Zimmer, das genauso aussah wie das erste. Dort standen der gleiche große Tisch und die gleiche große Kasserolle mit Eintopf. Die Menschen hielten wie die nebenan die gleichen langstieligen Löffel – aber hier waren alle wohlgenährt und rundlich, lachten und unterhielten sich. Der Rabbi verstand gar nichts.

“Es ist einfach, erfordert aber eine gewisse Fähigkeit”, sagte der Herr. “In diesem Zimmer, musst du wissen, haben sie gelernt, einander zu füttern.”

Aus: Irving D. Yalom, “Die Reise mit Paula”

Ich war in den letzten Tagen nicht ganz untätig und wer mag, darf mir gerne Feedback zu unserer neuen Hompage geben (neu.skanpraxis.de), die in den nächsten Wochen auf den Platz der alten umziehen soll.

Lernen, lernen, popernen

wie Helge Schneider sagt, bzw. singt. Mit dem Lernen ist es ja nicht so einfach. Die Institutionen, in denen kognitiv gelernt werden soll, wie Schulen und Universitäten, beschäftigen sich primär mit den Inhalten und der Vermittlung und überlassen den Schülern und Studenten die Art und Weise des Lernens. Es gibt da natürlich etliche rühmliche Ausnahmen.

Dass der Körper bei psychischen Prozessen eine Rolle spielt, braucht an dieser Stelle nicht mehr betont zu werden. Wie stark körperliche Prozesse, ja bloße Körperhaltungen psychische Vorgänge beeinflussen, ist für mich aber immer wieder erstaunlich. Diverse Studien belegen z.B. dass die Haltung des Arms schon ausreicht, signifikante Unterschiede in der Kreativität messen zu können (Green, N. & Raab, M. (2003)), neue Inhalte deutlich unterschiedlich bewertet werden (Cacioppo, Priester und Berntson (1993)) oder sogar die Menge der Nahrungsaufnahme beeinflusst wird (Förster, J. (2003)).

Grundlage dieser Experimente war die unterschiedliche Aktivierung der Armmuskeln. Unterschieden wurde zwischen der Beuge- und der Streckmuskulatur; erstere ist mit Annäherung gekoppelt (wie dann, wenn man einen Gegenstand oder eine Person an sich presst), letztere mit Vermeidung („Zurückstossen“). Die Muskelaktivierung kann nun z.B. dadurch hervorgerufen werden, dass Versuchspersonen mit der Handfläche von oben auf eine Tischfläche pressen (Streckmuskeln aktiviert) oder von unterhalb der Tischplatte nach oben pressen (Beugemuskeln aktiviert), beides Mal im Rahmen einer neutralen Anweisung.

Toll, oder? Mein Körper nimmt an, also lerne ich, mein Körper lehnt ab, also lerne ich nicht oder zumindest ungern. Wie gesagt: Lernen, lernen, popernen!

Hier noch ein link zu einem Artikel von Maja Storch dazu.

Dreieinigkeit erklärt

dreieiniges_GehirnUnser Gehirn ist ein erstaunliches Ding und es wird ja überhaupt viel Aufhebens darum gemacht, wie mächtig, wichtig/ unwichtig, nützlich/ hinderlich. etc. es ist. In den Vorträgen von Menschen, die es wahrscheinlich gut nutzen wie z.B. Spitzer, Hüther, Schmidt kommt immer mal wieder auch dieses Modell vor, das sog. dreieinige Gehirn (Triune Brain). Der amerikanische Hirnforscher Paul D. MacLean entdeckte, dass das menschliche Gehirn in seiner Entwicklung die wesentlichen Züge der Evolution beibehalten hat und im Wesentlichen aus drei Teilen besteht, dem „Reptiliengehirn“ (grundlegende Lebensfunktionen, hier grün), dem „Limbischen System“ (Sitz der Emotionen sowie Steuerung des autonomen Nervensystems, hier gelb) sowie dem „Neocortex“ (Sitz des Denkens, Lernens, Schlussfolgerns, hier braun) besteht. Die drei Hirne arbeiten natürlich zusammen, jedes erfüllt seine Zwecke, aber sie bringen auch Konflikte mit sich, z.B. Affekte, die uns zu Handlungen nötigen, die wir später im Großhirn bereuen. Daraus ergeben sich jetzt natürlich viele Implikationen, man könnte aber auch sagen: Na und? Dreieinigkeit erklärt weiterlesen

Hammer of love oder Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?

Ich mag ja Überschriften sehr gerne, oft lieber als das, was ihnen folgt. Manchmal weiß ich auch gar nicht, was da noch kommen sollte. So ist es auch mit dieser Überschrift. Vielleicht kommt mir die Geschichte, die hier übertitelt wird, ja irgendwann in den Sinn, oder ihr habt einen Vorschlag. Einstweilen bleibt es mal bei dieser schönen Überschrift.

Geboren, um aneinander teilzunehmen 1

Ich sehe gerade eine DVD eines Vortrages von Peter A. Levine (Begründer des Somatic Experiencing) und Dr. Susan Hart, einer dänischen Kinderpsychotherapeutin. Nach 30 Minuten schon soviel input gehabt, dass ich Pause machen musste. Die DVD hat nun allerdings 10 Stunden.Aber die Landkarte, an der ich arbeite, ist ohnehin für lange Zeit und wahrscheinlich aus Prinzip under construction.Hier hörte ich abermals von den angeblich „grausamen“ Affenexperimenten des Harry Harlow, der unter anderem Rhesusaffen-Babys dazu benutzte, um an ihnen die Grundlagen der Mutter-Kind-Bindung zu erforschen. In Experimenten zeigt Harlow junge Rhesus-Äffchen, die ohne ihre Mutter in einen Käfig gesetzt werden, in dem sie die Wahl zwischen zwei Attrappen haben: einer aus Draht nachgebildeten, Milch-spendenden „Ersatzmutter“ und einer gleich großen, mit Stoff bespannten „Ersatzmutter“, die aber keine Milch spendet. Die Äffchen hielten sich bei der Milchspenderin stets nur zur Nahrungsaufnahme auf, kuschelten sich aber ansonsten auf die stoffbespannte Attrappe. Harlow schuf damit Belege für z.B. die Bindungstheorie von  Bowlby und Ainsworth, die in den 50ern die klassisch psychoanalytische und die lerntheoretische These, dass die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind hauptsächlich durch das Füttern bestimmt ist, widerlegten. Man muss sich ja fast kneifen vor Erstaunen, dass diese Thesen jemals Bestand hatten. Und dass es grausamer scheint, Affen ihre Mutter zu entziehen als in Systemen zu leben und diese zu fördern, wo dies ganz selbstverständlich mit Menschenkindern geschieht. Wir Deutschen haben auch durch Johanna Haarer das ja fast alle am eigenen Leib erleben können.

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Manchmal brauchen wir Angst und Verzweiflung, um mehr lieben zu können

So scheint es mir zumindest, als ich darüber nachdachte, warum wir oft so wenig füreinander tun. Viel leichter fällt es uns, wenn wir Angst haben, jemanden zu verlieren, wenn wir um sein Leben fürchten, wenn wir Gefahr laufen, allein zu sein. Dann fühlen wir uns und die Sehnsucht nach Verbundenheit. Mein Grund, darüber nachzudenken, war eine gute Nachricht. Die hab ich im Netz gesucht und sie sind viel schwerer zu finden als die schlechten. Hier eine solche Nachricht:

Berührend und auch sehr amerikanisch.

Ich konnte nicht anders, als auch daran zu denken, ob dieser Vater soviel für seinen Sohn getan hätte, wenn er gesund auf die Welt gekommen wäre. Und was unsere Eltern wohl für uns getan hätten – wie sie vielleicht hätten wachsen dürfen – wenn wir krank und behindert geboren worden wären.

I still dream of Orgonon

Keine Ahnung hatte ich, dass eines meiner Lieblingslieder von Kate Bush Cloudbusting von Wilhelm Reichs Regenexperimenten und seiner Verhaftung durch die FDA handelt. Ich weiß es jetzt aus der ziemlich tollen und kurzweiligen Doku Wer hat Angst vor Wilhelm Reich, denn da taucht das Video zu dem Song mehrmals auf. In Wikipedia kann man lesen, dass Reich von Donald Sutherland gespielt wird, Kate Bush seinen Sohn Peter mimt und Terry Gilliam von Monty Python die Regie führte. Der Song wurde inspiriert von Peter Reichs Memoiren Der Traumvater (hier eine Rezension).

Cloudbusting hat mir schon immer gefallen, mit seiner eigentümlich dramatischen Art. Jetzt geht es mir erst recht nahe, denn das Video ist ein Kunstwerk, in dem mehrere Bedeutungsebenen geradezu hypnotisch wirken: die wilde Natur, in der eine geheimnisvolle und fremdartig gestaltete (von den Machern von Alien) Maschine bewegt wird. Der gütige und geniale Vater, der zusammen mit seinem Kind sein Werk vollbringen will. Die Bedrohung  und der Angriff durch dunkle institutionelle Mächte. Die Ohnmacht des Kindes. Die Vollendung des Werkes durch das Kind. Die Freude des Vaters darüber. Und der kleine, aber entscheidende Triumph über das System, dem bildlich der Hut vom Kopf gelupft wird. Und all das begleitet vom Refrain „I just know that something good is going to happen“. Wow!

Wohin? Warum?

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Copyright Jess Jochimsen

Das Leben ist ja angeblich kein Ponyhof. Was ist es denn dann für ein Hof? Diese Bild stellt zumindest zwei weitere Möglichkeiten zur Diskussion.

Auch ohne diese nicht einfach zu treffende Entscheidung bleibt man unter Umständen dann sitzen mit der Frage: Was mache ich denn mit meinem Leben?

„Fühl mal dahin“ hör ich da irgendwo. Aha. Und dann? Wie weiter mit dem Gefühlten? Gibts auch viele Möglichkeiten.

Z.B. feiern, das Leben. So wie dieser Herr etwa.eberhard-hertel-wir-feiern-ab-heute-das-leben

Dann lieber nicht?

Eher andersrum? depression

Oder von allem ein bisschen. Mal Reiterhof, mal Bahnhof, dann ja sowieso Friedhof.

Ich bleib mal dran an der Frage. Ihr ja auch, oder?

Von der Liebe

„Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten aber ist die Liebe.“ (1. Korinther 13,13)

Kann jede/r zustimmen, oder? Allein der Alltag, das Leben, die Anderen, mein Charakter, die Verhältnisse, das System und was uns sonst noch einfallen mag, die stehen der gelebten Liebe doch recht häufig im Wege.

Manchmal aber trifft einen die Liebe ganz unvermittelt und davon erzählt Struck: