Ich denke oft, die Wissenschaft ist ja so weit, so viel ist schon erforscht. Schließlich singt man ja:
Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt,
das Marmelade Fett enthält, Fett enthält.
Drum essen wir auf jeder Reise, jeder Reise, jeder Reise,
Marmelade eimerweise, eimerweise.
Marmelade, Marmelade, Marmelade, die essen wir alle so gern.
Neulich habe ich gelesen (Darm mit Charme), dass der Darm ja quasi Terra incognita ist (nicht nur, weil es mutmaßlich dunkel darin ist) und dass unser Immunsystem zum Großteil von einem gesunden Darm abhängt. Niemand weiß aber genau, wie und warum.
In meiner hypnosystemischen Fortbildung lerne ich gerade noch mehr interessante Dinge – etliche waren für mich persönlich nicht nur angenehm – unter anderem erzählte ein Kollege vom Still-Face-Paradigma.
Das Still-Face-Paradigma ist ein standardisiertes Videoanalyseverfahren. Der Ablauf gliedert sich dabei in vier jeweils 2-minütige Phasen: Die erste Phase beeinhaltet eine freie Spielsituation in einem typischen Face-to-Face-Setting (Kind sitzt der Mutter in einem Kindersitz gegenüber). In der zweiten Phase, der eigentlichen Still-Face-Situation, kommt es zu einer Unterbrechung der Mutter-Kind Interaktion, bei der die Mutter aufgefordert wird, keinerlei gestische oder mimische Bewegungen zu vollziehen. Die dritte Phase ist die sog. Wiedervereinigungsphase (Reunion), hier wendet sich die Mutter in der ihr gewohnten Weise dem Kind wieder zu. Bei der letzten Phase handelt es sich um eine Face-to-Face-Situation mit einer als sensitiv eingestuften Mitarbeiterin, die dem Kind fremd ist.
Im Video unten sieht man die erschütternde Wirkung auf das Kleinkind. Irgendwie klar, oder? Und man hat ja schon von den Spiegelneuronen gehört, viele wissen, wie wichtig die ersten Lebensmonate für die lebenslange Resilienz sind. Geforscht wird dazu aber auch heute trotzdem wenig. Der Erfinder des Experiments arbeitete dazu immerhin schon in den 70ern. Scheint deutlich exotischer als andere Forschungsgegenstände. Die Universität Heidelberg führt dazu gerade eine Studie durch und schreibt dazu selber: Bislang wurde der Einfluss von mütterlicher postpartaler Psychopathologie und kindlichen Lernerfahrungen in der Mutter-Kind-Interaktion auf spätere kindliche Verhaltensauffälligkeiten und Temperamentsmerkmale kaum untersucht.
Wenn man das Leid der Menschen zu den Aufwendungen der Forschung in Beziehung setzt, könnte man gelegentlich selber verrückt werden.